Warum?
Trauma
Warum ich? Warum muss mir das alles passieren und mein Weg oft so schwer sein? Die Welt ist einfach zu ungerecht – am Liebsten würde ich einfach nur hier weg und frei sein von all der Last. Und trotzdem scheint es doch was zu geben, das mich immer weiter vorantreibt – etwas das mir die Kraft gibt, für den nächsten Schritt und die nächste Entscheidung.
Eigene Identität
Letztendlich glaube ich, kann man den inneren Antrieb eines Menschen im Kern immer in der Selbstverwirklichung der eigenen Identität wiederfinden. Tief im Inneren, wenn ich mich vor niemandem rechtfertigen muss, weiß ich ganz genau wer ich bin. Und ich weiß das seit ich kleines Kind bin – irgendwie habe ich zwischenzeitlich den Blick dafür verloren. Aber tief in mir drin bleibt dieses Selbstbild verankert.
Mein Konflikt besteht nur darin, dass mein Selbstbild damit bricht, wie mich meine Umwelt wahrnimmt. Wie kann ich der Welt um mich herum verständlich machen, wer ich bin und was meinen Wert ausmacht?
Wie kann ich meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden und ihnen würdig sein? Und das obwohl ich nicht entgegen sondern gerade wegen meiner Prägungen, meiner Herkunft, und meinen Traumata dieser Mensch geworden bin, der ich auch so gerne bin.
Wo darin existiert überhaupt mein „Ich“, das ich so intensiv in mir selbst spüre, doch das nur das Ergebnis des Schicksal und meiner Gaben ist? Jede Entscheidung ist die Folge meiner Erfahrungen und jedes Wissen und jede Stellung, die ich erreicht habe, hat ihren Ursprung in meiner Herkunft.
Ich glaube das alles ist eine Illusion und ein Paradoxon in sich – es gibt kein „Ich“ und doch habe ich das volle Recht mein „Ich“ darüber zu definieren, was ich im Leben aus meinen Gaben gemacht habe. Keiner kann ohne eine Starthilfe da ankommen, wo er ankommt – und kein anderer wird je da ankommen können ohne die gleiche Starthilfe. Aber wir alle haben die gleiche Chance, das „Ich“, welches dabei entsteht lieben zu lernen. Und wir können noch nichtmal wissen, ob wir uns sogar vor dieser Reise aktiv für genau diese Herausforderungen entschieden haben.
Das Problem ist, wir definieren uns über den Kontostand und so viele materielle Dinge, dass wir übersehen, unseren eigenen Wert und den Wert von anderen darin zu messen, welche Leistung sie unter den gegebenen Bedingungen erbracht haben. Und ich bin überzeugt, dass niemand tief in sich wirklich mehr will, als sich die Anerkennung für die eigene Leistung verdienen – wie auch immer wir diese selbst definieren. Weil auch nur das „Ich“ den individuellen Anspruch erheben kann, etwas Eigenes erreicht oder eine Prüfung überstanden zu haben.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Der zweite Aspekt der uns antreibt – und der aus meiner Sicht auch immer an zweiter Stelle hinter unser eigenen Selbstfindung stehen sollte, ist die Weitergabe von Erfahrungen an andere.
Ob wir nun das Leid unserer Eltern heilen möchten, unseren Kindern eine bessere Kindheit ermöglichen wollen, oder ob wir einer Partnerin die verdiente Liebe schenken wollen, von der wir erkannt haben, dass wir sie selbst verdienen. Am Ende führt keine Selbsterkenntnis zu Freiheit, wenn wir mit ihr alleine bleiben und unsere Erfahrungen nicht weitergeben können.
Es bleibt zwar genauso eine Illusion, zu denken, dass man einen anderen Menschen retten muss, der sich nur selbst retten kann. Und es ist naiv zu glauben, dass man ein Kind erziehen kann ohne dass sich das Blatt auf die ein oder andere Art wieder wendet. Und auch kann selbst die größte Liebe nicht bedingungslos existieren, wenn sie dem Wunsch entspringt, selbst geliebt zu werden.
Aber auch die Erkenntnis dieser Illusion ist es wert, weitergegeben zu werden. Und unsere zwischenmenschlichen Beziehen sind nur die Kehrseite der Medaille auf dem Weg all diese Konflikte in der Beziehung mit uns selbst zu lösen.
