Drogenrausch

WTF

Wie finanziert man also ein derart umfangreiches Projekt, das zum Zeitpunkt als ich anfing diese Webseite zu bauen bereits 3 Jahre andauerte und für das ich mir (unter Berücksichtigung des Worst Case) 7 weitere Jahre vornahm?

Ich hatte es ausgerechnet. Bei insgesamt 85 Songs würde es allein 1 Jahr und 7 Monate dauern, wenn ich jede Woche einen Song fertig bekam – was sowieso schon völlig unrealistisch war. Dazu kamen Texte und Videos, die zu erstellen waren. Und das alles parallel dazu, dass ich die Miete für meine Wohnung verdienen musste. Fast schon eine Unmöglichkeit.

Den ganzen Abend grübelte ich, was ich für Möglichkeiten hatte, den Prozess zu beschleunigen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Von meinen Ersparnissen leben war vielleicht für den kurzen Zeitraum in 2021 eine Option, als ich meinen Job alternativlos kündigte, um in der Psychiatrie zu landen. Doch für den Umfang, den das Projekt hatte, war mein Erspartes nur ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu wiederkehrenden Lebenshaltungskosten, die zu meinem aktuellen Gehalt passten.

Von Krediten konnte ich nur die Finger lassen – denn wenn etwas schon „Schulden“ heißt, dann macht das wohl in diesem Kontext erst recht wenig Sinn.

Auch die Idee, meinen Job für etwas weniger Anstrengendes mit besseren Arbeitszeiten zu kündigen oder eine vier Tage Woche in Betracht zu ziehen fühlte sich nicht wie die große Erleuchtung an. Und die ausschlaggebende Quick-and-Easy-Money Business Idee wollte mir nicht einfallen. Außerdem wurde mir erst vor kurzem mitgeteilt, dass man mich für eine Beförderung vorgeschlagen hatte – was in meinen Augen einen guten Gehaltsanstieg darstellte. Doch diese würde erst im September (vollständig) effektiv werden, was zu dem Zeitpunkt hieß, dass es wahrscheinlich ein Jahr dauern würde bis ich dann einen neuen Job annehmen könnte.

Es war die Nacht vom 21. April 2023 auf den 22. April 2023 als ich meinen Kopf mal wieder nicht abstellen konnte und mir die entscheidenden Fragen stellte – Wieso wollte ich eigentlich noch die Beförderung? Ich hatte doch schon genug monatliches Einkommen…

Aus Frankfurt wegzuziehen war bereits ein Karriererückschritt gewesen, durch den ich auch weniger Geld verdiente. Doch als ich wieder in einen neuen Job startete, war die Beförderung dennoch der logische nächste Schritt gewesen, auf den es in meinem Plan B (eines biederen Lebens) hinzuarbeiten galt. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass ich dann in der Lage wäre mit diesem Titel mehr Optionen auf dem Arbeitsmarkt zu haben, um meine Work-Life-Balance zu optimieren. Und obwohl es mal wieder überraschend schnell passierte, dass die nächste Stufe anstand, so redete ich mir ein, dass danach Schluss sein würde – schließlich wurde es für mich immer weniger attraktiv befördert zu werden.

Doch ich musste mir eingestehen, dass es mein Ego war, das diese Beförderung wollte – der neue Titel klingt schließlich auch besser. Genauso wie es mein Ego war, das sich bisher vor der zweiten Frage drückte – Wie wichtig ist es mir, das alles hier durch eigene Leistung geschafft zu haben, um mich als „Self-Made“ bezeichnen zu können?

Es war mir durchaus wichtig, mir den Respekt zu verdienen – doch um welchen Preis? Und wieder musste ich erkennen, dass es mein Ego war, das einfach nur besser sein wollte als alle anderen.

Und mit der Erkenntnis kam eine Idee – was braucht es, um von heute auf morgen die besten Voraussetzungen zu schaffen? Die Antwort kam mir wie ein Blitz – eine Millionen Euro auf meinem Bankkonto.

Umso mehr ich über diese Zahl nachdachte, umso mehr viel mir auf, dass es eigentlich keine große Änderung erforderte. Am Ende ist es ja schließlich nur eine „1“ mehr. Also fing mein Kopf an den Pfad zu durchdenken.

Gedanklich entsperrte ich mein iPhone, öffnete meine Banking-App – welche sich mit Gesichtserkennung entsperren ließ – und blickte auf die Zahl. Etwas niedrig und morgen würde sie noch niedriger sein. Doch hinter dieser Zahl versteckten sich Ordner und Dateien in einem Backend. Und irgendwo in diesen Dateien musste es einen Codeschnipsel mit einer Funktion geben, welche eine API („Application Programming Interface“) Abfrage startete, die einen Mechanismus in Gang brachte, welcher auf einem Server in einem Rechenzentrum implementiert worden war. Dieser Mechanismus gab dabei eine Information weiter, die er aus einer Datenbank auslas. Die Daten selbst waren in Form von Nullen und Einsen auf der Festplatte des Rechners festgehalten. Da es sich bei meinem Kontostand um eine komplexere Zahl handelte, war diese sicherlich als Double-Wert, welcher 8 Byte oder 64 Bit belegen würde, abgespeichert.

Mal abgesehen davon, dass ein Double (64 bits IEEE 754) etwas komplexer aufgebaut ist, so stellte ich mir die Zahl doch in einfachem Binärcode vor. Und wer sich mit Binärcode auskennt weiß, dass man um nun meinen Kontostand um rund eine Millionen zu ändern, das 21. Bit von einer 0 in eine 1 transformieren müsste. Doch wie sollte das geschehen?

Aus der Quantenphysik wissen wir bereits, dass zwei Elektronen auf fast schon magische Weise über weite Distanzen miteinander verbunden sein konnten. Wenn ich also in der Lage wäre, mit meinem Verstand dieses eine Bit zu ändern, wozu würde das führen?

Mal abgesehen von der redundanten Speicherung konnte das Bit sicherlich nicht einfach so von 0 auf 1 umspringen. Vielmehr dachte ich, wenn mein Wunsch dazu groß genug wäre, dieser gemäß der Gesetze der Anziehung möglicherweise eine Kettenreaktion in Gang bringen würde, die zeitlich rückwärts gedacht zu genau diesem Ereignis führen sollte. Denn wo eine API rausgeht, geht in der Regel auch eine API rein – und mit einer einfachen Überweisung ließe sich das eine verdammte Bit ganz einfach ändern. Doch wer überweist mir einfach so eine Millionen Euro?

Und es war kurz vor meinem 28. Geburtstag am 11. Mai 2023, dass ich eine Email mit der Gewinnbestätigung erhalten sollte.

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