Ich bin gerne der Teufel, denn es war mir nie möglich, einfach nur ein Mönch zu sein.
Am Boden
Als ich mich selbst auf den Prüfstand gestellt habe, um mich meinem inneren Selbstbild würdig fühlen zu können, war die zentrale Frage, ob ich in der Lage sein würde, mich selbst von meinen größten Fehlern und Schwächen zu erlösen.
Um diese Frage beantworten zu können, musste ich für mich herausfinden, wie es sich anfühlt, die Last der ganzen Welt auf meinen Schultern zu tragen.
Kraftlos
Mittlerweile quäle ich mich nur noch als Mittel zum Zweck für die Vollendung dieses Werkes und das kleine bisschen Frieden, den mir mein Lebensstandard bietet – doch finde ich abseits der kurz aufflammenden Begeisterung durch das Gefühl von Kontrolle keinen wirklichen Sinn mehr in meiner Arbeit.
Nichts von dem womit ich mein Geld verdiene dürfte überhaupt existieren. Alles scheint mir nur noch ein Produkt von kurzsichtigen Entscheidungen, falschen Anreizen, und blindem Egoismus zu sein.
Und im Kern läuft alles immer wieder nur auf eins hinaus – diese Welt versinkt in verdrängten Gefühlen und ist voller verlorener Menschen, die auf der Suche nach etwas, das ihre innere Leere füllen kann, nichts finden als oberflächliche Ablenkung und den (Wett-)Kampf ums Überleben
Leer
Wahre innere Ruhe empfinde ich während dieser Zeit nur im allein sein.
So gerne ich selbst meine besten Freunde um mich habe, so viel Energie kosten mich oft die mit Freundschaft verbundenen Zwänge und die häufige Dynamik im Wettstreit um das Erhaben sein des unbewussten Egos, welches von außen kontinuierlich mein inneres „Ich“ angreift.
Same same, but different – ich hab oft den Eindruck, kein Stück besser zu sein… Schließlich ertappe ich mich häufig selbst bei Gedanken, die ich verurteile, wenn andere sie äußern. Und ich fühle mich ja auch irgendwie selbst dabei erhaben, wenn ich meine Gedanken teile oder mir einrede, die Konflikte von anderen erkennen und bewerten zu können.
Vielleicht liegt der Unterschied darin, dass ich mittlerweile keinen Rat und keinen Zuspruch von anderen mehr suche, um mich für eine eigene Richtung zu entscheiden. Oder vielleicht bin ich ja mittlerweile durch meine Selbststudie tatsächlich mehr Experte für Achtsamkeit und Philosophie geworden, als es meine Gesprächspartner sind.
Ich kenne heute meine Mitte – doch mich erdrückt der tägliche Stumpfsinn und die tragische Schwingung meiner Umwelt.
Berührung
Im freien Fall fällt die Anspannung ab. Vielleicht schaffe ich es ja nach diesem Werk loszulassen bis alles hinter mir verblasst.
Ich stelle mir vor, dass mir die Ferne jenseits aller Verpflichtungen das Gefühl von innerem Frieden geben könnte, das die Umarmung ersetzen kann, die mir unter all der Last am meisten fehlt.
Wer mich kennt weiß, dass ich über eine kurze freundschaftliche Begrüßung hinaus sehr ungern von anderen berührt oder angefasst werde. Der Grund hierfür ist sicherlich, dass jede zu zärtliche Berührung, die ich von jemand anderem erhalte, mich an eine Geborgenheit erinnert, die ich zutiefst vermisse – doch mich auch abstößt, weil die andere Person die Bedeutung ihrer Geste für mich nicht versteht und mein Herz mir sagt, dass ich sie nunmal auch nicht von dieser Person erhalten möchte.
Fazit
Entweder geht die Geschichte gut aus und ich finde Freiheit indem ich dem Überlebenskampf in diesem kaputten System entkomme und es schaffe, diese Welt ein gutes Stückchen besser zu machen – oder ich war auf meinem Weg nur in der Lage in mir selbst eine Seele und die Chance auf Hoffnung zu finden, während ich alle äußeren Teile, die einst mit mir verbunden waren, als „im Ego ertränkt“ ablehnen oder als „auf ihrer Suche hoffnungslos verloren“ abstempeln muss.
