Geschichte

Geld & Sparen

Wie vermutlich die Meisten eröffnete ich mein erstes Konto als Jugendlicher bei der Sparkasse in meinem Heimatort. Eine EC-Karte und die Möglichkeit, Bargeld an Automaten abheben zu können, war durchaus praktisch.

Doch mit der Zeit entwickelte sich mein persönlicher Bedarf weiter und auch die Welt veränderte sich. Unkompliziert und schnell muss heutzutage nicht nur die Neuanmeldung funktionieren. Ich war begeistert von der App der ING. Und die Kreditkarte, die man mit dem Konto erhält, sowie das Extrakonto, um monatliche Zahlungsflüsse von Ersparnissen trennen zu können, war ebenfalls zweckdienlich.

Als ich dann jedoch irgendwann anfing, von meinen Ersparnissen in Ausrüstung für mein Musik-Projekt zu investieren, während ich durch meinen mit dem Umzug in die Heimat verbundenen Jobwechsel zudem weniger monatliches Einkommen zur Verfügung hatte, verlor ich ein wenig den Überblick und gewöhnte mich wohl etwas zu sehr an das Gefühl, Geld mit beiden Händen „aus dem Fenster“ werfen zu können.

Ein neues System musste her – ein weiteres Konto, um die vielen regelmäßigen Zahlungen und Abos von meinem sonstigen Lebensunterhalt zu trennen. Schließlich kann es durchaus unübersichtlich werden, wenn man sein Gehalt um den 20. des Monats erhält, seine Miete am 1. begleicht, man mal zum 15. und mal zum Monatsanfang in einen Sparplan investiert, und Strom, Handy- / Kabelvertrag, Netflix, Amazon Prime, Spotify, usw. zu fast schon zufälligen Zeitpunkten vom Konto abgezogen werden. Ganz zu schweigen von Versicherungsbeiträgen, die irgendwann im Jahr plötzlich wieder fallen, oder Einkäufen via PayPal, die erst dann auf dem Konto sichtbar werden, wenn man schon längst vergessen hat, dass das Geld bereits ausgegeben war.

Nach einem kurzen Vergleich von Angeboten und einer Entscheidung nach Bauchgefühl wählte ich das Konto bei der C24 Bank (ein Teil von Check24). Ich müsste lügen, würde ich sagen, ich hätte es vorher gewusst – aber als ich nach der Registrierung die App testete, merkte ich erst was alles möglich war. Praktisch sofort entschied ich mich für das Konto-Upgrade (was sind schon ein paar Euro Kontoführungsgebühr für ein vernünftiges Controlling?). Bis zu sechs zusätzliche Unterkonten konnte ich nach Belieben erstellen, frei umbenennen, und mit ein paar netten Icons customizen – und dabei selbst entscheiden, ob das Unterkonto eine einfache „Pocket“ oder als eigenständiges Konto mit IBAN aufgesetzt sein soll.

In einem Excel Sheet listete ich alle meine regelmäßigen Zahlungen auf, kategorisierte die einzelnen Einträge, brach unterschiedliche Zahlungszyklen in monatliche Durchschnittswerte herunter, und berechnete ein sinnvolles Working Capital je Kategorie.

Dann bekam jeder Lebensbereich sein eigenes Unterkonto (Miete & Grundlagen, Musik-Projekt, Sparen & Investieren, Unterhaltung & Sonstiges, Versicherungen, …). Als Nächstes verteilte ich meine Ersparnisse gemäß meinen Berechnungen (als Working Capital) auf die Konten und schob den Rest in das Sparkonto. Dann änderte ich alle meine Online-Accounts, sodass der jeweilige Service direkt vom richtigen Unterkonto abgebucht werden würde. Und erstellte ca. 30 Daueraufträge, die kurz nach meinem Gehaltseingang einen passenden Geldbetrag deponieren würden, sodass ich mich vom tatsächlichen Zahlungszyklus unabhängig machen konnte.

Jetzt genieße ich den Vorteil, sofort zu sehen, wieviel ich von meinem Gehalt jeden Monat tatsächlich ausgeben kann, während mir egal ist, wann irgendein Anbieter Geld abbucht und ich mir keine Sorgen machen muss, dass mich mal wieder eine jährliche Einmalzahlung überrascht. Und wenn ich mir etwas von meinem monatlichen „Taschengeld“ bestelle, dann überweise ich den Betrag einfach direkt auf das richtige Unterkonto – und verliere auch hier nicht den Überblick, wenn Amazon mal wieder ein längeres Zahlungsziel hat.

Zum Thema „Sparen“ sei noch gesagt, dass das Sparbuch und die Lebensversicherung, die meine Eltern für mich abgeschlossen hatten, durchaus hilfreich waren. Allerdings ist es schon bitter, dass man als Privatperson immer alle Verluste tragen soll, während Banken ihre Finanzprodukte einfach kündigen können, wenn sie wegen eines „schlechten“ Zinsumfeldes plötzlich gegen sie laufen. Eine Lebensversicherung, die sich wegen exorbitanter Aufschläge und überteuerter laufender Kosten nur für die Versicherung rechnet, kann man hingegen durchaus selbst beenden, um das Geld anders zu nutzen – statt an der Illusion festzuhalten, dass sich die Kosten irgendwann auch nur amortisieren werden oder das Produkt einen gar reich macht.

Bei all den Anleihenkäufen der EZB, der Finanzpolitik der amerikanischen Federal Reserve, und den Kreditgeschäften der Chinesen, sehen die Aussichten auf einen entspannten Ruhestand inmitten der Globalisierung nicht unbedingt rosig aus. Mal abgesehen davon, dass sich bei der sinkenden Kaufkraft nur die Wenigsten von ihrem Einkommen noch Wohneigentum leisten können, habe ich kein Vertrauen in kontinuierlich schlechter werdende Sicherungssysteme (fürs Alter).

Also ein bisschen selbst vorsorgen scheint ganz sinnvoll zu sein – zumindest so viel man kann – weil selbst das wahrscheinlich nicht genug sein wird, wenn man nur an die Kosten denkt, die schon allein das eigene Altersheim mit sich bringen wird (und Eltern hat man ja im schlimmsten Fall auch noch…).

Ein paar thematische Wettgeschäfte habe ich noch im Depot, aber sonst investiere ich nur noch mittels eines Sparplans. Sicherlich ist Flatex analytisch nicht die stärkste Plattform, aber sie tut durchaus das wofür ich sie benötige. Der Zugang zu Börsenplätzen, eine gute Auswahl an Wertpapieren, und das Ganze kann praktisch Online und per App verwaltet werden.

Bei all den regelmäßigen Zahlungsflüssen, habe ich mir durchaus auch eine Meinung zu den allzu modernen „Subscription Models“ gebildet. Prinzipiell ist es ja nicht verkehrt, dass Kosten auch bedarfsgerecht verteilt werden wie sie entstehen. Doch letztendlich scheint es nicht um bedarfsgerechte Kostenverteilung auf Nutzer zu gehen, sondern darum dass wiederkehrende Zahlungsmodelle (wie schon an den erfolgreichen Modellen der Pharmaindustrie und Immobilienbranche erprobt) nicht nur die höchsten Multiples in Private Equity Financing Rounds erzielen, sondern auch gleichzeitig die Nutzer leichter in die Abo-Falle locken können.

Das ist dann wohl auch der Grund, dass hübsche Alltags-Marken mit augenscheinlich nicht zukunftsfähigen Geschäftsmodellen innerhalb von kürzester Zeit zu globalen Playern heranwachsen, während sie (wenn überhaupt) nur mit Ach und Krach schwarze Zahlen schreiben – oder in den meisten Fällen sogar die absoluten Geldverbrennungsanlagen sind. Schließlich muss man investieren, um seine Kunden zu binden, bevor man die Monopolstellung im Wettbewerb erreicht – und diese dann richtig ausgenutzt werden kann, sobald keine (echte) Wahlmöglichkeit mehr existiert.

Ein Problem, das leider auch eine unabhängige Währung nicht lösen kann. Sicherlich gibt es im Crypto-Bereich interessante und sinnvolle Ansätze – doch Container voller Grafikkarten und ein überschwemmter Markt werden wohl kaum eine nachhaltige Revolution hervorbringen. Zudem ist es wohl Quatsch, dass Bitcoin als erste große Währung (die technisch gesehen längst überholt wurde) so beliebt ist – doch Branding ist heutzutage eben alles.

Und dass DogeCoin bei einem Tweet von Elon Musk im Kurs steigt ist in meinen Augen nicht mehr als ein Witz – obwohl ich fairer Weise selbst mal vor etlichen Jahren wegen dem 9GAG Hype in DogeCoin investiert habe. Dass man jedoch auf die alten Wallets heute nichtmehr zugreifen kann, zeigt schon, dass die Währung Schrott ist.

Es gibt noch weitere Crypto-Währungen über die man Vieles erzählen kann – doch ein nachhaltiges Finanzsystem kann es wohl erst geben, wenn ihm ein System zu Grunde liegt, das nichtmehr auf Wachstum und Inflation aufbaut, sondern einen natürlichen inhärenten Kreislauf sowie Anreize zu gerechter Verteilung und Fairness schafft.

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